Franken-«Tatort» soll bereits Ende 2014 ausgestrahlt werden Neben Neuigkeiten zur Ausstrahlung des neu eingerichteten «Tatort» in Franken, wurden auch Details über die neue Mordkommission bekannt.
Die Kritiker: «Tatort – Angezählt» Eine Woche später als ursprünglich geplant, zeigt Das Erste den neuesten Fall des Wiener Ermittlerduos Eisner und Fellner.
Inhalt Der Hilferuf auf ihrem Handy erreicht Bibi Fellner nicht, weil die Rufnummer anonym ist und sie deshalb das Gespräch wegdrückt. Unmittelbar danach wird die Anruferin, eine bulgarische Ex-Prostituierte, das Opfer eines grausamen Mordanschlages. Als sie auf der Strasse stehend eine Zigarette raucht, besprüht sie ein Junge von seinem BMX-Rad aus plötzlich mit einer benzingefüllten Spielzeug-Pumpgun, und die Frau steht sofort in hellen Flammen. Schlagartig begreift Bibi Fellner, dass sie von ihrer Vergangenheit eingeholt worden ist, als sie zusammen mit ihrem Partner Moritz Eisner am Tatort vor einem Wiener Bowlingcenter eintrifft. Sie wird kreidebleich, denn aus ihrer Zeit bei der Sitte kennt sie das Opfer, die schwerstverletzte Yulya Bakalova.
Eine Augenzeugin entdeckt unter den Zuschauern den Täter. Doch dieser kleine, unscheinbare Junge hält Chefinspektor Moritz Eisner sofort einen Zettel aus seinem Portemonnaie entgegen: „Ich bin Ivo. Ich bin 12 Jahre alt. Im Sinn & 74 StGB ist unmündig. Darf nicht strafen.“ Weil er beharrlich schweigt und niemand weiß, wer seine Angehörigen sind, wird er zunächst in einem Heim für sozial geschädigte Kinder untergebracht. Doch von dort flieht er noch in der ersten Nacht.
Der Fall trifft Bibi Fellner mitten ins Herz. Als sie die Nachricht erhält, dass Yulya ihren schweren Verbrennungen erlegen ist, stürzt für sie eine Welt ein, und sie ist wie von Sinnen. Denn sie hatte fest versprochen, Yulya nach ihrer Aussage vor Gericht vor ihren Verfolgern zu beschützen. Aber wer und was hat das Kind dazu gebracht, dieses eiskalt berechnete, perfide Benzin-Attentat zu verüben? Und warum hatte die leibliche Mutter ihren Sohn bei der polizeilichen Befragung verleugnet?
Darsteller Harald Krassnitzer («Trau niemals deiner Frau») als Moritz Eisner Adele Neuhauser («Doctor's Diary») als Bibi Fellner Hubert Kramar («Lourdes») als Ernst Rauter Murathan Muslu («Kuma») als Ilhan Aziz Daniela Golpashin («Stillleben») als Nora Radneva Abdul Kadir Tuncel als Ivo Radneva Milka Kekic als Yulya Bakalova Zafer Gözütok als Emil Petrow
Kritik Zum siebten Mal füllen Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser in ihren Rolle als Ermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner neunzig Spielfilmminuten. Wie aus Wien gewohnt, bietet die ORF-Produktion keine Schreibtischpolizeiarbeit à la «Großstadtrevier», sondern bemüht sich darum, die Zuschauer die gesamte Handlung hinweg in Atem zu halten; die Publikumsgruppe der Zartbesaiteten dürfte von diesem Fernsehabend sogar ein oder zwei schlaflose Nächte lang „profitieren“. Bereits der unorthodoxe Mord – Kind zündet Zwangsprostituierte an – lässt erahnen, dass sich dieser «Tatort» nicht als bekömmliche Sonntagabendunterhaltung versteht, sondern tief in finsteres Milieu hinabblicken möchte.
Das funktioniert erstaunlich gut – auch, weil gesellschaftskritische Aspekte zwar zu Genüge vorhanden sind, nicht aber als Moralkeule über die Schädel des Publikums gezogen werden.
Die Brutalität der Bilder, bis hin zu einer Einstellung, in der die Kamera über die verbrannte Haut des Opfers fährt, ist teilweise grenzwertig. Natürlich muss es den Machern eines Films freistehen, eine solche Darstellung zu präferieren; möglicherweise hätte eine weniger eindeutige Szenerie die Stimmung des Films aber besser transportiert. So könnte die Situation des „alleingelassenen“, brennenden Opfers auch visualisiert werden, ohne die Kamera direkt auf die brennenden Stuntfrau zu halten.
Neuhausers Darstellung der Bibi Fellner mag übertrieben und anstrengend erscheinen, ist im Rahmen des psychisch am Boden liegenden Charakters aber vertretbar. Dass eine Ermittlerin, die von der Tat persönlich tief betroffen ist, auf einen solchen Fall angesetzt wird, spielt natürlich fern jeder Realität. Nicht von der Hand zu weisen ist die tatsächlich verheerende Lage zwangsprostituierter Frauen, die viele westeuropäische Großstädte betrifft. Dass gerade im Wien der jüngeren Vergangenheit Verbrechen an die Öffentlichkeit kamen, die der im Fall gezeigten Tat ähnelten, ist den Machern des Films wichtig zu betonen.
Die Darsteller zeigen eine sehr routinierte Leistung, hervorstechend präsentierten sich vor allem diejenigen Schauspieler, die sich bislang nicht in großen Produktionen wiederfanden. Allen voran ist hier Abdul Kadir Tuncel als Ivo zu nennen, der als schweigender Täter nicht einfach nur den Mund hält, sondern seine innere Zerrissenheit ohne verbales Zutun gekonnt nach außen trägt. Handwerklich ist am neuesten österreichischen «Tatort» nichts auszusetzen, so dass schließlich ein Spielfilm bleibt, der vor allem an verschiedenen Geschmäckern scheitern könnte.
Das Erste zeigt «Tatort – Angezählt» am Sonntag, den 15. September, um 20.15 Uhr.
Überraschend guter Münster-"Tatort": Liebesgrüße aus dem Leichenkeller
Ermitteln mit Mörderkater: Im neuen "Tatort" schlagen sich Boerne und Thiel nach gescheiterten Balzversuchen mit dem chinesischen Geheimdienst rum - und liefern den ersten starken Fall seit Jahren. Schwarzer Humor und Polit-Thrill gehen hier zusammen.
Dein ist mein ganzes Herz: Was im Schlager blumige Metapher ist, wird im Labor des Pathologen blutrote Realität. Professor Boerne (Jan Josef Liefers) hat die chinesische Aktionskünstlerin Songma (Huichi Chiu) für einen romantischen nächtlichen Streifzug durch Obduktionstische und Vitrinen eingeladen. Und während die furchterregend schöne Künstlerin das eine oder andere Organ aus dem Formaldehyd hebt, um es lasziv in ihren Händen zu wiegen, beschlagen Boerne die Brillengläser. Als Songma ein tadellos erhaltenes Menschenherz liebkost, wird der Professor ganz wuschig.
Kommissar Thiel (Axel Prahl) gibt sich derweil einer eher volkstümlichen Form des Flirts hin. Im Vollrausch versucht er die junge Kollegin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) zu becircen; nach einer Zechtour serviert er ihr zu Hause auf der Couch als Absacker Rotwein aus Maßkrügen und grinst dazu debil.
Erotik als Freakshow, das passt sehr gut in den Münsteraner "Tatort". Das Vorspiel zur aktuellen Episode "Die chinesische Prinzessin" entspricht der bisherigen Strategie der Verantwortlichen, Klamauk mit Krankem zu paaren. Und doch markiert dieser "Tatort" nun einen Richtungswechsel im Münsteraner TV-Revier: Das genussvoll gegengeschnittene Gebalze von Boerne und Thiel führt geradewegs in einen (fast) seriösen Themen-Thriller.
Pathologe mit Koks im Blut
Quotentechnisch gab es bislang ja keinen Anlass zur Neuausrichtung des WDR-"Tatort"; ein Zuschauerrekord jagte den nächsten Zuschauerrekord. Die Verantwortlichen nahmen das als Bestätigung und ließen die immer gleichen Autoren und Regisseure die immer gleichen Beömmelungskrimis liefern.
Doch irgendwann schien dem WDR das alte Erfolgsrezept selbst auf die Nerven gegangen zu sein. Für "Die chinesische Prinzessin" engagierten sie zwei neue Kreative, die gerade durch ihre unterschiedliche Herkunft vielversprechend für den Neustart erscheinen mussten: Drehbuchautor Orkun Ertener entwickelte einst mit dem ZDF-Projekt "KDD - Kriminaldauerdienst" einen aufreibend ernsten Krimi nach US-Serienprinzip, Regisseur Lars Jessen hat sich mit Kinofilmen wie "Am Tag als Bobby Ewing starb" und "Fraktus" als Meister des Ironischen etabliert. Nebenbei dreht er sympathische Folklore-Krimis. In dem ersten gemeinsamen "Tatort" von Ertener und Jessen halten sich nun thematische Präzision und schwarzer Humor die Waage.
Songma, die chinesische Aktionskünstlerin, die Boerne in seinem Labor zu verführen gedachte, wird am nächsten Morgen spärlich bekleidet und ermordet auf dem Obduktionstisch gefunden. Der Pathologe selbst liegt derangiert unter dem Tisch und hat bedenkliche Kokswerte im Blut. Gibt es einen politischen Hintergrund?
Ai Weiwei lässt grüßen
Die Künstlerin und Bürgerrechtlerin wollte offensichtlich am nächsten Tag ein Pamphlet gegen die Unterdrückung der Uiguren in der autonomen chinesischen Provinz Xinjiang verlesen. Ein Plan, der sowohl die deutsche Diplomatie als auch chinesische Spione auf den Plan gerufen hatte. Münster als Hotspot internationaler Geheimdienste, auch mal interessant.
Und so schlagen sich Boerne, der die chinesische Künstlerin dann offensichtlich vor ihrem Tod doch nicht verführen konnte, und Thiel, der wiederum nicht mehr weiß, ob er die Kollegin verführen konnte oder nicht, vollverkatert durch einen gekonnt politisch aufgeladenen Fall. Das Material wird leichthändig, aber niemals fahrlässig ausgebreitet.
Die Menschenrechtsverletzungen Chinas spielen hier genauso eine Rolle wie die Vermarktung des Widerstands gegen diese Menschenrechtsverletzungen. Vieles an der Aktionskunst des Opfers erinnert an das Schaffen des chinesischen Dissidenten Ai Weiwei - und wie sich der Kunstmarkt an dieses heranhängt. Dass sich Feingeist Boerne auf diesem Markt auskennt und dass der olle St.-Pauli-Fan Thiel prinzipiell ein Herz für Entrechtete und Geknechtete hat, kommt den Ermittlungen natürlich zugute.
Fast hätten wir ja nach all den Kalauern und Fäkalien, nach all den müden Schlagern und billigen Gags der letzten Jahre vergessen: Boerne und Thiel sind richtig gut, wenn man sie lässt.
"Tatort: Die chinesische Prinzessin": Sonntag, 20.15 Uhr, ARD
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